Als Grünland werden landwirtschaftliche Flächen bezeichnet, auf denen überwiegend Gräser wachsen und deren Biomasse durch Beweidung oder Mahd genutzt wird. Generell kann gesagt werden: Grünland besteht aus Wiesen und Weiden.
Graslandschaften gehören zu den größten Ökosystemen der Welt und nehmen zwischen 20 und 47 % der Landfläche ein. In Deutschland ist etwa ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche Dauergrünland – also Wiesen und Weiden, die seit mehr als 5 Jahren nicht mehr als Acker genutzt werden. Der Erhalt von Grünland ist in unseren Breitengraden immer auch an eine Nutzung gebunden. Ohne menschliche Eingriffe würden die Flächen ansonsten nach und nach von Büschen und Bäumen besiedelt und dann in Wald übergehen. Die Zukunft und Aufrechterhaltung des Grünlands liegt daher in der Verantwortung der Landwirtschaft.
Graslandschaften dienen dem Klimaschutz, denn nicht nur die Pflanzen auf Wiesen speichern Kohlendioxid. Ein weitaus größerer Kohlenstoffspeicher ist der Boden. Genauer gesagt, der Humus im Boden. Als Humus werden abgestorbene organische Bodensubstanzen bezeichnet. Stirbt beispielsweise eine Pflanze, wird diese durch Bakterien, Pilze und Kleinstlebewesen im Boden abgebaut. Das dabei entstehende Endprodukt ist Humus. Das Besondere: Humus besteht zu circa 57 % aus Kohlenstoff. Durch den Aufbau von Humus im Boden wird dieser Kohlenstoff langfristig gespeichert.
Mittlerweile ist die im Boden gebundene Kohlenstoffmenge etwa doppelt so groß wie die in der Atmosphäre und dreimal so groß wie die in der Vegetation. Kohlenstoff mithilfe von Wiesen und Weiden im Boden zu speichern, ist damit ein leicht umsetzbares Mittel zum Klimaschutz! Laut der Europäischen Union bindet Grünland in Europa jährlich mehrere Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid.
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Dass Graslandschaften unbedingt erhalten bleiben sollten, ist neben dem Klimaschutz auch mit anderen wichtigen Ökosystemfunktionen zu begründen. Bei einer nicht zu intensiven Nutzung dient Grasland dem Bodenschutz und der Bodenfruchtbarkeit, dem Schutz sauberen Trinkwassers sowie der Rückhaltung von Wasser in der Landschaft. Grünland sorgt zudem für einen biologischen Pflanzenschutz durch Nützlinge und hat vielfältige Erholungsfunktionen für die Bevölkerung. Es stellt daher einen wertvollen Bestandteil unserer Agrarlandschaft dar.
Seit Anfang der 1990er-Jahre nimmt der Anteil an Grünland in Deutschland stark ab. Während 1991 noch über 5,3 Millionen Hektar beziehungsweise 31,10 % der genutzten Fläche als Dauergrünland bewirtschaftet wurde, waren es 2021 nur noch rund 4,7 Millionen Hektar und damit anteilig 28,50 %. Die Gründe für den Rückgang des Grünlandes sind vielseitig, wobei insbesondere
In Europa entstehen jährlich zwischen 10 und 40 Millionen Tonnen CO2-Emissionen aufgrund der Umwandlung von Grünland in Ackerflächen. Mit dem Rückgang des Grünlandes geht zudem auch die Biodiversität in der Landwirtschaft kontinuierlich zurück.
In keinem anderen Teil der Erde gibt es eine so hohe Vielfalt an Kulturgrasland-Ökosystemen wie in Mitteleuropa. Diese gehören zu den artenreichsten Biotopen Europas. Das zeigt sich auch in Deutschland: Auf Grünlandstandorten kommen über die Hälfte aller in Deutschland beobachteten Tier- und Pflanzenarten vor. Über 1.000 Pflanzenarten werden im engeren Sinne als Grünlandarten bezeichnet, was bedeutet, dass diese vorwiegend oder ausschließlich auf Grünlandflächen wachsen. Das Ökosystem Grünland hat damit eine immense Bedeutung für den Artenschutz und -erhalt. Denn Grünland bildet mit seiner Vielfalt an Strukturen und unterschiedlichen Blühzeiten vielfältige Lebensräume für Säugetiere, Insekten und Kleinstorganismen mit engen Wechselbeziehungen zwischen Flora und Fauna. So rechnet man pro vorkommender Pflanzenart mit im Schnitt 8–10 vorkommenden Tierarten. Auf extensiv genutztem, gesundem Grünland kommt dementsprechend auch eine große Anzahl an Tieren vor.
Insbesondere auch extensiv genutzte Weiden weisen einen großen Artenreichtum auf: Hier können bis zu 60 Pflanzenarten pro Quadratmeter wachsen. Positiv auf die Artenanzahl wirkt sich die aktive Verbreitung von Samen durch Weidetiere in deren Fell oder Kot aus. Auch entstehende Kleinstleberäume durch Trittspuren oder das Suhlen sorgen hier für eine höhere Struktur- und Artenvielfalt. Speziell das Weidemanagement hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf die Biodiversität. Heißt: Wie gestaltet sich der Beweidungszeitraum und die Beweidungsdauer, wie hoch ist die Besatzstärke, die Dauer der Regenerationsphasen und die Anzahl der Umtriebe? All das kann nennenswerten Einfluss auf die Flora und damit auch die Fauna auf einer Weide haben. Intensive Beweidungsformen mit hoher Besatzdichte sorgen beispielsweise für Einschränkungen der biologischen Vielfalt: Durch das starke Abfressen des Grases schaffen es nur wenige Arten zu überleben.
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