Circa 30 % der weltweiten eisfreien Landfläche werden derzeit als Weideland genutzt, zusätzliche 33 % als Anbaufläche zur Futtergewinnung. Insgesamt machen Nutztiere um die 20 % der gesamten Biomasse auf der Erde aus. Die damit einhergehende intensive Nutzung von Grünland in der Landwirtschaft und der Anbau von Futtermitteln für Nutztiere in Monokultur sorgt für einen zunehmenden Verlust der Artenvielfalt, zur Abholzung noch intakter Wälder, zur Freisetzung von Treibhausgasen und zur Verschlechterung des Ökosystems Boden.
Ein Teilproblem: Überweidung
Zwar sind die Ursachen für eine Zerstörung von Böden und damit der Freisetzung nicht unerheblicher Mengen CO2 vielfältig, doch die Überweidung von Flächen trägt maßgeblich einen Teil zu diesem weltweiten Problem bei. So kann ein übermäßiges Abgrasen von Pflanzen durch eine zu hohe Anzahl von Nutztieren auf einer Weide dazu führen, dass die Pflanzendecke degradiert und die Bodenbedeckung sich verringert. Der Boden wird als Folge lockerer, erodiert schneller. Im Extremfall kommt es zu Wüstenbildung und damit dem Verlust des CO2 bindenden Grünlands.
Der Verlust von natürlichem Grünland wird laut Studien durch die Intensivierung der Weidehaltung ebenso vorangetrieben wie durch den Ackerbau. Die Folge: Insgesamt sind weltweit laut UN 1,5 Milliarden Menschen in 169 Ländern von Desertifikation betroffen. Pro Minute entstehen 23 Hektar neue Wüstenflächen. Es bleibt also genau zu kontrollieren, wie sehr Weiden durch Tiereinwirkung beansprucht werden und inwieweit wichtige Erholungszeiten für den nachhaltigen Erhalt des Ökosystems eingehalten werden.
Was aus einer Intensivtierhaltung folgt, dürfte viele nicht verwundern: Der weltweite Emissionsanteil des Viehzuchtsektors macht laut Schätzungen der FAO (Food and Agriculture Organization of the United Nations) 14,5 % der weltweiten Treibhausgasemissionen aus. Diese Schätzung umfasst unter anderem Emissionen aus der Darmfermentation von Wiederkäuern, der Futtermittelproduktion sowie der durch die Viehhaltung verursachten Landnutzungsänderungen wie Brandrodungen für Weide- und Futterflächenanbau.
In Deutschland wird durch eine Milchkuh im Schnitt 103 Kilogramm Methan freigesetzt. Dieses entsteht während des Verdauungsvorgangs. Im Jahr 2021 machten die Methan-Emissionen von Wiederkäuern anteilig 76 % des Methanausstoßes des Landwirtschaftsbereichs aus. Der Methanausstoß innerhalb der Landwirtschaft war damit fast vollständig auf die Rinder- und Milchkuhhaltung zurückzuführen. Insgesamt konnten im Jahr 2021 rund 36 Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen und damit knapp 5 % an den Gesamtemissionen Deutschlands auf die direkte Tierhaltung zurückgeführt werden.
Nun könnte man denken: Wieso weiter Rinder halten, wenn diese doch einen nicht unerheblichen Anteil am Treibhausgasausstoß innehaben?
Bezüglich der Menge des Treibhausgasausstoßes ist zu beachten, in welcher Art und Weise Rinder gehalten werden. Die derzeitig weitverbreitete industrielle Tierhaltung im großen Maßstab ist mit einem nachhaltigen Ansatz durchaus nicht zu vereinbaren und muss kritisch gesehen und diskutiert werden. Eine nachhaltige Weidehaltung von Rindern kann konträr dazu allerdings durchaus zum Klimaschutz beitragen. So wirkt sich diese beispielsweise vorteilhaft auf den Erhalt der Pflanzenvielfalt und -dichte aus. Der Boden bindet zudem bei ökologischer Bewirtschaftung bis zu 12–15 % mehr Kohlenstoff als bei der konventionellen Viehhaltung.
Dank Wiederkäuern können in Deutschland außerdem 4,7 Millionen Hektar Grünland erhalten sowie produktiv genutzt werden. Dadurch bleiben wichtige CO2-Senken erhalten. Wiederkäuer leisten so, trotz Methanausstoß, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.Inwieweit eine nachhaltige Weidemethode wie das Ganzheitliche Weidemangement zu einem höheren Humusgehalt im Boden führt und damit aktiv zum Klimaschutz beiträgt, bleibt zu prüfen. Hier kann die Methode des ökologischen Monitorings nach den Prinzipien des Savory Instituts einen Ansatz bieten. Auch wir haben Einwirkungen auf Weideflächen unserer Kuhherde nach einem Jahr mithilfe des ökologischen Monitorings geprüft. Erste Beobachtungen weisen bereits auf ein vermehrtes Pflanzenwachstum, eine dichtere Bodenbedeckung und damit der vermehrten Speicherung von CO2 im Boden hin.
Das Projekt des Ökologischen Monitorings wird gefördert von der Deutschen Postcode Lotterie.