Kündigung des öffentlich-rechtlichen Vertrags zur Auswilderung der Wisente
Seit Jahren hatten sich der Wisent-Verein und zwei klagende Waldbauern bis vor den Bundesgerichtshof gerichtlich auseinandergesetzt. Zuletzt verpflichtete das Oberlandesgericht Hamm den Wisent-Verein, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, sodass die Wisente die Grundstücke der Waldbauern nicht mehr betreten können – trotz dessen, dass die Schälschäden an Bäumen der Bauern über einen eigens eingerichteten Fonds finanziell reguliert wurden. Dieses Urteil ließ dem Verein nur die Möglichkeit, den Vertrag zu kündigen, um damit den bis zu sechsstelligen Forderungen je Kläger zu entgehen, sollten die Wisente weiterhin Schäden an Bäumen verursachen.
Die Kündigung geschah zudem auch vor dem Hintergrund, dass der Verein bei seinen Vertragspartnern nicht den Willen sah, die Phase der Herrenlosigkeit der Wisente einzuläuten und damit das Projekt auf die nächste Stufe zu heben. Verständlich ist dies nicht: Die von den Tieren verursachten Schälschäden an Bäumen sind von vorneherein zu erwarten gewesen. Zudem lag die Schadenssumme 2022 zum Stichtag Ende Oktober insgesamt bei gut 9.700 €. Schaut man sich Schäden verursacht von anderen Wildtieren an, erhält man weitaus höhere jährliche Zahlen.
Wisente gelten nun als herrenlos
Mit der Kündigung des Vertrags gelten die Wisente nun offiziell als herrenlos und sind damit nach den Regelungen des besonderen Artenschutzrechts streng geschützt. Die 25 Tiere müssen damit von den Waldbauern geduldet werden und der Schutz dieser vom nordrhein-westfälische Umweltministerium und den zuständigen Naturschutzbehörden gewährleistet werden.
„Das Ziel einer rechtlich stark geschützten, freilebenden Wisent-Herde im Rothaargebirge ist erreicht worden. Auch wenn der Weg ursprünglich ein anderer sein sollte.“, so Dr. Michael Emmrich vom Trägerverein.
Weiterführung des Auswilderung-Projektes geplant
Der Kreis Siegen-Wittgenstein möchte das Artenschutz-Projekt weiter fortführen. Der Kreis-Umweltausschuss sprach sich mit großer Mehrheit für einen Antrag der CDU-Fraktion aus, dem Projekt neun Monate Zeit zu geben, um nach einem neuen Träger zu suchen. Bis zu diesem Termin schlägt der Ausschuss vor, dass der Trägerverein wie auch bisher die notwendigen Managementaufgaben der Wisente übernimmt.
Vor dem Hintergrund, dass der Natur- und Artenschutz im Sinne nationaler und internationaler Biodiversitätsstrategien eine wichtige staatliche Aufgabe ist, ist die Fortführung des Projekts die einzig richtige Entscheidung. Auch Naturefund setzt sich dafür ein, dass Wildtiere wieder Teil der Natur-Ökosysteme in Deutschland sind und unterstützt daher als Partner auch weiterhin dieses einzigartige Naturschutzprojekt.