Schutzgebiet
Der Kranich und der Hirsch sind unstrittig eindrucksvolle Botschafter für die naturnahe und störungsarme Landschaft des Schutzgebietes der Insel Kirr. Zurzeit nächtigen wieder rund 5.000 Kraniche auf der Insel. Bis Mitte Oktober können es noch 15.000 werden.
Biodiversität und Faszination für die Natur kann der aufmerksame Mensch jedoch nahezu jederzeit durch die aufmerksame Beobachtung seiner Umwelt erleben. So zum Beispiel auch beim Blick über den Deich in das Küstenüberflutungsland und die Salzwiesen der Insel Kirr, in denen sich einige tierische und pflanzliche Spezialisten tummeln.
Das Salzgrünland
Die Vegetation des Salzgrünlandes besiedelt einen extremen Lebensraum: Ein halbes Dutzend Überschwemmungen im Jahr und teilweise Überstau über Tage, mit Salzeintrag durch Brackwasser, dann im Sommer Nässe nur durch Niederschläge, jedoch auch eine sehr hohe Verdunstung, da kein Baum oder Strauch Schatten wirft. Auf diesen Flächen wächst natürlicherweise Schilf oder bei traditioneller extensiver Beweidung ein Salzgrünland aus spezialisierten Gräsern und Kräutern.
Die Dynamik des Salzgraslandes von dessen Entstehung über dessen Empfindlichkeit auf Beweidung, Witterung und die neuen Verhältnisse im Klimawandel ist bisher unzureichend erforscht. Prägende Faktoren sind:
1. ein steigender Meeresspiegel, d.h. mehr und dauerhafte Überflutungen
2. ein Niederschlagsdefizit im Winter
3. sommerliche Trocken-/ Dürrephasen
4. Starkniederschläge mit Sediment- und Nährstofferosion
Aus diesem Grund haben Rostocker Vegetationsforscher die Insel Kirr in einem groß angelegten Forschungsvorhaben als eines der Untersuchungsgebiete ins Auge gefasst. Sollte dieses Vorhaben die notwendige Forschungsförderung erhalten, erhofft sich das Nationalparkamt neue und aktuelle Erkenntnisse zur Dynamik und Empfindlichkeit des Ökosystems Salzgrünland.
Brutbestände weiterhin stabil
Tierische Leitarten für das Küstenvogelbrutgebiet Insel Kirr sind Wiesenlimikolen der Arten Kiebitz, Rotschenkel und Uferschnepfe. Deren Brutbestände sind auf dem Kirr über die vergangenen Jahrzehnte hin weitestgehend stabil, was ein bemerkenswerter Erfolg ist, den überregional gehen diese Arten stark zurück.
2019 brüteten auf dem Kirr 120 Paare Kiebitz, rund 100 Paare Rotschenkel und 55 Paare der Uferschnepfe. Neben weiteren 47 Brutvogelarten wurden auch wieder 15 Paare des Säbelschnäblers nachgewiesen.
Flächeneigentum soll vollständig übernommen werden
Das Nationalparkamt Vorpommern setzt seine Anstrengungen fort, das Flächeneigentum an der Insel Kirr vollständig zu übernehmen und so durch Verpachtung die Rahmenbedingungen für den Erhalt des Küstenvogelbrutgebietes zu setzen. Durch Flächenankauf dank der Spendengelder von naturefund e. V. wurden im Jahr 2019 wieder zwei Flurstücke (zusammen rund 2 ha) übernommen. So konnten in diesem Projekt seit 2012 rund 13 ha dauerhaft gesichert werden.
Die Insel Kirr und der Klimawandel
Bei allem aktuell berechtigtem Optimismus für diesen wunderbaren Lebensraum: Die neuste Prognose für den Meeresspiegelanstieg an den Küsten Mecklenburg-Vorpommerns im „Weiter-wie-bisher-Szenario“ des IPCC liegt bei + 84 cm bis zum Jahr 2100.
Sollten die Staaten dieser Welt die CO2-Emmisionen nicht wirkungsvoll begrenzen, ist die Insel Kirr bereits bei einem Meeresspiegelanstieg um + 50 cm größtenteils überflutet und spätestens in 80 Jahren vollständig untergegangen.