Zerstörter Lebensraum in den Anden Boliviens
Wie ein Ring umschließen die östlichen Andenkordilleren das Tal. Einst waren die Berghänge dicht bewaldet und der Name Cochabamba bedeutete in Quechua das Tal mit den vielen Seen. Bereits 1962 wurde der Nationalpark Tunari angelegt, um den Urwald der Anden zu schützen und damit auch die Trinkwasserversorgung der Millionenstadt Cochabamba zu sichern.
Unkontrollierte Zuwanderungen, eine schwache Regierung und Unwissenheit führten dazu, dass die Berghänge heute fast kahl sind und das führt zu den bekannten Folgen: Ausgedörrter Boden in der Trockenzeit, sodass auf landwirtschaftlichen Feldern nichts mehr wächst, Schlammlawinen in der Regenzeit. Viele Kleinbauernfamilien in und um den Nationalpark Tunari leben von Subsistenzlandwirtschaft. Sie halten Vieh und bauen mit traditionellen Anbaumethoden in Monokultur an. Ihre Erträge sind niedrig. Als Folge sind in dieser Region Probleme wie Mangelernährung und Armut weit verbreitet. Zudem haben sich die Schäden durch Unwetter, Erdrutsche und Schlammlawinen laut den Behörden des Departements Cochabamba in den letzten fünf Jahren verdoppelt.
Erste Projektphase: Bäume pflanzen und Leben retten in Bolivien
Im Jahr 2014 begann Naturefund gemeinsam mit bolivianischen Kleinbauernfamilien ein Wiederaufforstungsprojekt. Das Ziel war es, die letzten Reste des Urwalds zu schützen und gleichzeitig essbare Wälder für Menschen und Tiere zu schaffen.
Naturefund unterstützte im ersten Schritt 94 Familien dabei, ihr Land auf Dynamischen Agroforst umzustellen. Dynamischer Agroforst ist eine innovative und vielversprechende Anbaumethode, die in kurzer Zeit selbst karge Böden wieder bewaldet. Auf derselben Fläche können die Familien gleichzeitig ihre Nahrungsmittel anbauen. Wir schulen die Familien im Dynamischen Agroforst und zeigen ihnen, wie sie die Ressourcen Wasser und Boden schonen, höhere Erträge erzielen können und gleichzeitig Pestizide sowie Düngemittel vermeiden.
In der ersten Projektphase wurden dabei 10.000 Bäume gepflanzt, darunter 4.000 Obstbäume und 6.000 lokale, einheimische Baumarten. Eine Untersuchung in den Jahren 2016 und 2017 im Munizip Sacaba ergab nach der Umstellung eine Einkommenssteigerung von durchschnittlich 143 % im ersten Jahr (2016) und eine weitere Einkommenssteigerung von 210 % im zweiten Jahr (2017).
Zweite Projektphase: Gemeinsam den Wald in Bolivien wieder aufforsten!
Gemeinsam mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) starteten wir im Herbst 2017 die zweite Projektphase. In dieser haben wir knapp 200 Familien dabei unterstützt, auf einen nachhaltigen Anbau mit Dynamischem Agroforst umzustellen und dabei 30.000 weitere Bäume gepflanzt. Gleichzeitig wurden mit verschiedenen Dörfern einfache Wasserbecken aus lokalem Material gebaut, um die Wasserversorgung in der Trockenzeit zu sichern.
Darüber hinaus haben wir verschiedene Demonstrationsparzellen eingerichtet, welche die Vorteile vom dynamischen Agroforst mehr Menschen aufzeigen sollen. Dazu gehören die Parzellen der forstwissenschaftlichen Fakultät der Universität San Simon in Cochabamba (ESFOR), die auch zu Schulungszwecken für angehende Forstingenieure dient, zwei Parzellen auf der Granja Pairumani, zwei Parzellen in Mollesnejta und eine weitere in Apote.
Insgesamt konnten in der ersten und zweiten Projektphase 283 Familien auf den Dynamischen Agroforst umgestellt und dabei über 40.000 Bäume gepflanzt werden – die Anden rund um Cochabamba werden wieder grüner! Zudem konnten wir 26 Wasserbecken und 10 Bewässerungssysteme bauen. Die Bauernfamilien werden zudem kontinuierlich von eigens ausgebildeten Dynamischen Agroforst-Trainern bei der Anwendung der Methode geschult und unterstützt, sei es durch Workshops und Seminare oder bei praktischen Begehungen der Ackerflächen. Überschüssige Ernteerträge können durch von uns aufgebaute Vertriebsnetzwerke auf lokalen Märkten verkauft und so das Einkommen der Familien verbessert werden.
Dritte Projektphase: Aufbau von Dynamischen Agroforst-Parzellen und Wissensvermittlung in Bolivien
Auch in der jetzigen dritten Projektphase wollen wir neben der kontinuierlichen Pflege und Betreuung der bereits bestehenden Parzellen weitere Bauern dabei unterstützen, auf den Dynamischen Agroforst umzustellen. Die Anfrage aus umliegenden Munizipien ist groß. 2022 wurden weitere 33 Parzellen auf Dynamischen Agroforst umgestellt. Weitere sollen mit der Hilfe von Spendern und Spenderinnen folgen. Auch weitere Wasserbecken sollen zur kontinuierlichen Wasserversorgung von der lokalen Bevölkerung und mit lokalen Materialien gebaut werden.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein in der dritten Projektphase ist die fortlaufende Schulung und Ausbildung der Kleinbauern in den Prinzipien des Dynamischen Agroforst. Daneben sollen auch Institutionen, Gemeinden und Kommunen geschult und weitere DAF-Trainer sowie Pilotbauern ausgebildet werden, die die Anbaumethode dann wiederum an Bauern in umliegenden Munizipien weitergeben können. Auch der Ausbau von Vertriebsnetzen steht in dieser Projektphase im Vordergrund, sodass Ernteprodukte nicht mehr nur zu bestimmten Zeitpunkten auf Märkten, sondern kontinuierlich auch in Läden verkauft werden können. Insbesondere auch die Weiterverarbeitung der Ernte, beispielsweise Äpfel zu Apfelsaft, spielt hier einen wichtigen Bestandteil, der den Bauern mittels Seminaren vermittelt wird. Dabei sollen die Kleinbauern zudem auch lernen, wie sie ihre Produkte ansprechend auf den Märkten präsentieren können.
Um diese Vorhaben umzusetzen, brauchen wir ihre Hilfe! Jetzt Bäume pflanzen und Kleinbauern langfristig unterstützen!